Thematische Vertiefung 

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Der Buddha erklärt zunächst “die vier leidvollen Zustände” (Duggati).
Es sind Hindernisse auf dem Weg zum einzigen Ziel, das es in der Buddha-Lehre gibt: Der endgültigen Befreiung vom Leiden.

    
1. Der niedrigste Zustand ist der der “Hölle”. Die Bedeutung ist: Wann immer  man von “brennender” Angst besetzt ist, befindet man sich wiedergeboren “im Daseinszustand der Hölle”. Diese Höllen-Welt heißt auf Pali “Niraya-loko”. Dabei kann die Angst alle möglichen Formen annehmen: Angst vor dem Sterben, Versagensangst, Angst vor Verlust usw. (Nochmal: Wir sprechen hier von mentaler Geburt, der Körper befindet sich nach wie vor im Zustand als Mensch.)
    
2. Wenn unser Geist verblendet ist, spricht man von Täuschung oder Dummheit. Wer zu dumm oder verblendet ist, eine Wahrheit zu erkennen, der findet sich (mental) wiedergeboren “im Daseinszustand als Tier”.
Diese Tier-Welt heißt auf Pali “
Tiracchana-loko”.
    
3. Der dritte Daseinszustand bezeichnet einen hungrigen Geist, der stets gierig nach mehr verlangt. Dabei ist es unerheblich, wonach er giert, ob nach Macht, Bewunderung, Reichtum... Dieser Mensch ist im “Daseinszustand als Peta” in der Gespenster-Welt
(Pali: “
Peta-loko”) wiedergeboren. (*)
    
4. Der vierte leidvolle Zustand ist “Asura”, das heißt Furcht. Auch hier ist es nicht wichtig, welche äußere Form die Furcht annimmt: Ob wir ein aggressives Verhalten ausüben, weil wir uns unbewußt davor fürchten, sonst übergangen zu werden, ob wir uns vor der Zukunft fürchten oder ob wir unseren Mitmenschen ängstlich und schüchtern gegenübertreten... Dies alles ist eine Geburt im “Daseinszustand als “Asura” - in der Welt der Furchtsamkeit (Pali: “Asura-loko”).


     5. Die fünfte Daseinsform steht zwischen den vier niedrigen Duggati-Zuständen und den drei höheren Sugati-Zuständen. Es ist der “Daseinszustand als Mensch”. Die “Menschen-Welt” heißt auf Pali “Manussa-loko”. Als Mensch geboren zu werden, ist die beste aller Wiedergeburten. Denn es ist die einzige Daseinsform, in der wir karmische Entwicklungen machen können, indem wir heilsame Dinge pflegen, den Dhamma studieren, den Achtfachen Weg des Buddha gehen und schlußendlich das Nibbana (Nirvana) erreichen  können, wo wir von weiteren Wiedergeburten befreit sind.
Es gibt auch die Lehrmeinung, daß  es gerade diese Ambivalenz in der Wiedergeburt als Mensch im Spannungsfeld zwischen Duggati und Sugati ist, welche erst eine Befreiung zum Nibbana ermöglicht.


Zu Lebzeiten des Buddha war die Ansicht verbreitet, daß im Gegensatz zu diesen vier “Duggati”- Zuständen niedriger und unbefriedigender Qualität die drei folgenden “Sugati”-
Zustände befriedigend und erstrebenswert sind.
Das ist aber nicht die Lehrmeinung des Buddha!
Er lehrt: Jede Form von Geburt bedeutet Leiden - ungeachtet des Bewußtseins-Zustandes, in den man hineingeboren wird. Geburt in den Duggati-Zuständen erzeugt die Leiden der Duggati-Zustände, Geburt in den Sugati-Zuständen erzeugt die Leiden der Sugati-Zustände. Das Ziel der Lehre ist es, in andauernder Bewußtheit zu leben. Ein unbewußter Geist wird ständig in den Zwängen seines Ich wiedergeboren werden, egal in welchem Zustand er sich befindet.

    
6. Der sechste Zustand ist eine Wiedergeburt in die Götterwelt der sinnlichen Freuden. Dies ist das Kama-Bhami-Bewußtsein auf der Geistesebene des Sinnlichen (kamavacara-
citta
).
Hier herrscht kein Mangel und keine Mühe. Wer in dieser Welt lebt, lebt in einem Zustand, den man durchaus mit der Bedeutung von Hedonismus vergleichen kann: Durch die Eindrücke unserer Sinnesorgane: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen und Denken (Das Denken gilt in der Buddha-Lehre als der sechste Sinn.) sind wir in den Fesseln der Sinnesbefriedigung gefangen.
    
7. In der siebten Daseinsform werden wir als “verkörperter Brahma” (rupa-brahma) geboren. Ein Rupabrahma hat das sinnliche Geistesbewußtsein überwunden. Es gibt nur noch eine eingeschränkte Zahl körperlicher Sinneseindrücke. In seiner höchsten Entwicklungsstufe hat er - im Bewußtsein, daß auch Glückserfahrungen Leid verursachen, weil sie vergänglich sind - alles geistig-sinnliche Bewußtsein abgelegt und besteht nur noch aus einem Körper. Dies ist das Rupa-Jhana-Bewußtsein.
    
8. Wer auch diese Stufe als leidverursachend erkannt hat, überwindet in der achten Stufe der meditativen Versenkungen die Körperlichkeit. Ein solcher “Körperloser Brahma” (arupa-brahma) befindet sich in einem formfreien und nicht-materiellen Daseinszustand. Auch diese Ebene des Arupa-Jhana-Bewußtseins ist vergänglich, erzeugt Leiden und bedeutet nicht das Erreichen des Nirvana!


(*) “Hungriger Geist” (die dritte Daseinsform “Peta”) wird oft missverstanden: Dieser Begriff ist nicht zu verwechseln mit einem forschenden, konstruktiv-neugierigen Geist.
Deshalb hier ein Beispiel für die Geburt in den Daseinszustand als
„Peta“:
Sagt jemand: „Ich bin ein guter Lehrer“ und er sagt dies nicht mit voll entwickeltem Bewußtsein, sondern anhaftend an die falsche Vorstellung von „Ich bin“ und begehrend, die Rolle dieser Ich-Vorstellung als Lehrer zu erfüllen, indem er seine Aufmerksamkeit darauf richtet, die Schüler zu beeindrucken - gierig, als der beste Lehrer in Erinnerung zu bleiben, dann wird er das Leiden eines Lehrers erzeugen, der in seinem Wollen gefangen ist. Er wird aus geistigem Hunger in den Existenz-Zustand eines „Peta“ hineingeboren.
Sagt er jedoch: „Ich bin ein guter Lehrer“ und er sagt dies mit voller Klarheit des Bewußtseins ohne Verstrickung und Verblendung, dann weiß er ganz genau, was er zum Wohle seiner Schüler als guter Lehrer zu tun hat. Das ist keine Geburt im Zustand des “Peta”, und er wird als Lehrer kein Leiden erzeugen.


Diese acht Daseinsformen sind gewissermaßen die Basis-Struktur der Erläuterung. Im Einzelnen werden die drei Sugati-Ebenen noch detaillierter beschrieben. Es werden in der Lehre insgesamt 31 Existenzformen erklärt :

4 Ebenen elender Existenz

1 Ebene menschlicher Existenz

6 Bewußtseins-Ebenen göttlicher Existenz (kamavacara citta)
16 Bewußtseins-Ebenen im rupabrahma-Zustand (
rupavacara citta)
4 Bewußtseins-Ebenen im arupabrahma-Zustand (
arupuvacara citta)

Erst auf einer weiteren Bewußtseins-Ebene, der des “Lokuttara citta” ist das Leiden und somit die Möglichkeit einer Wiedergeburt erloschen und wir erfahren Nirvana.


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