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Dukkha
... die Tatsache der Existenz von Leiden

Der Buddha lehrt
, daß alles im Leben von Leiden („Dukkha“) gekennzeichnet ist.
Ist der Buddhismus nun eine Leid-verherrlichende Religion... oder was sonst bedeutet das?

Dukkha (Leiden) ist neben anatta (Unpersönlichkeit) und anicca (Unbeständigkeit)
eines der ”Drei Daseinsmerkmale” und gleichzeitig die erste der vier edlen Wahrheiten.


Die Natur von Dukkha ist universeller Art. Das heißt:  A l l e s was existiert, ist von Dukkha gekennzeichnet. Somit ist Dukkha zunächst eine allgemeine Bezeichnung für ganz unterschiedliche Erscheinungsarten von Leiden.

Wie entsteht
Dukkha?
Es sind die “drei Geistesbeschmutzungen” (mula), welche Dukkha erzeugen:

1. Haß (dosa) ... Es ist unser illusionärer Selbstbehauptungstrieb, der sich in Zorn und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Wesen äußert.
2. Gier (lobha) ... bedeutet unser starkes Begehren nach Sein, Werden und Bleiben. Auch Habgier, das süchtige Besitzenwollen, gehört dazu.
3. Verblendung (moha) ... wird oft auch mit Unwissenheit gleichgesetzt. Es ist unser Gefangensein in Projektionen und Illusionen.

Ein Verständnis der Lehre vom Dukkha gelingt nur, wenn wir den Zusammenhang mit den fünf Skandhas verstehen.


Der Begriff “Dukkha” wird im allgemeinen stark vereinfacht als „Leiden“ übersetzt. Diese Übersetzung kann jedoch zu Mißverständnissen führen und  die wahre Bedeutung des Begriffs verfälschen. Weil es in der deutschen Sprache keinen entsprechenden Ausdruck dafür gibt, muß „Dukkha“ etwas genauer beschrieben werden:

 

Als der Buddha der Frage nach dem wahren Wesen des Menschen nachging, tat er dies etwa zeitgleich mit den abendländischen Philosophen ab Heraklith.
Während die westlichen Philosophen das “Sein” voraussetzten und untersuchten “Was ist die Welt?” (...in der ich “bin”), hatte der Buddha einen anderen Ansatz, indem er zunächt aufzeigte, was der Mensch  n i c h t ist:

Er untersuchte das “Ich” und kam zu dem Schluß, daß dieses “Ich” eine Illusion ist. Denn es entsteht aus unserer Wahrnehmung durch die Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen und Denken. (
*)
... Alle diese Wahrnehmungen sind jedoch unbeständig, vergänglich.
... Alles Vergängliche fügt dem Menschen Leiden zu.
... Was dem Menschen Leiden zufügt, kann aber nicht sein wahres Wesen sein.

Was also bleibt übrig, wenn der Mensch nicht ein Produkt seiner Sinneseindrücke ist, wenn er nicht aus “Ich bin arm”, Ich bin klug”, “Ich bin so”, “Ich bin anders als so” besteht?
Übrig bleibt: Der Mensch “ist”.
Und das wahre Wesen des Menschen?  Es “ist” - und zwar jenseits der Welt wahr-
genommener Sinneseindrücke.

Ein zentraler Satz in der buddhistischen Philosophie lautet:
“sabbe dhamma anatta” -
Wörtlich aus dem Pali übersetzt heißt das:
... Alle Phänomene (
**) haben kein Selbst.
”sabbe dhamma anicca”
... Alle Phänomene sind vergänglich.
”sabbe dhamma dukkha”

... Alle Phänomene erzeugen Leiden.

So kann man auch sagen:
„Dukkha ist ein Sammelbegriff für alle negativen Aspekte, die sich durch die Tatsache der Vergänglichkeit ergeben.“
Die weitverbreitete Meinung, der Buddha hätte gesagt, alles Leben sei Leiden, ist also – so pauschal in unsere Sprache übersetzt – falsch. Was er gelehrt hat, war vielmehr, daß alles im Leben von der Tatsache der Vergänglichkeit gekennzeichnet ist.

Somit ist natürlich auch die von oberflächlichen Menschen vertretene Ansicht, der Buddhismus “lehre Leiden” und sei deswegen eine „negativ ein
gestellte Geisteshaltung“, widerlegt.
Der Buddha hat in seiner Lehre die erfreulichen Dinge im Leben („Sukha“) nicht nur nicht geleugnet. Im Gegenteil: A l l e Übungsregeln seiner Lehre beziehen sich au
f die positiven Aspekte des Lebens wie Mitgefühl, Achtsamkeit, Freude, Gelassenheit usw. und haben die Überwindung des Leidens zum Ziel.

Der Begriff Dukkha „ist“ also nicht Leid, sondern er trägt lediglich schlussfolgernd den Begriff “Leid” in sich. (So wie auch “Sukha” nicht pauschal „Glück“ bedeutet, sondern lediglich schlussfolgernd den Begriff “Glück” in sich trägt.)


Der Buddha unterscheidet drei Hauptformen (***) des Leidens:

   1. “Das aus Schmerz bestehende Lei
den” (dukkha-dukkha):
Dukkha in der Alltagssprache beschreibt alle unmittelbaren körperlichen und geistigen Schmerz-Gefühle Elend, Angst, Sorge, Traurigkeit...
  
2. “Das in der Unbeständigkeit bestehende Leiden” (viparinama-dukkha):
Dukkha im übertragenen Sinn charakterisiert alle Phänomene: Da alle bedingten Phänomene unbeständig sind, erzeugen sie Leiden.
  
3. “Das Leiden der Daseinsgebilde” (sankhara-dukkha):
Dukkha ist körperliches und geistiges Leiden, das durch willentliches Handeln in der Selbsttäuschung (der Ich-Illusion) entsteht.


(*) Im Buddhismus wird das Denken als sechster Sinn bezeichnet: Es ist gleichzeitig jener, der die anderen fünf Sinne koordiniert.

(
**) Der Begriff “Dhamma” hat mehrere Bedeutungen: Einmal bezeichnet er “die Lehre” des Buddha, wie  auch deren Erfüllung im Leben, also “die Praxis” - insbesondere als Ausdruck für die Verhaltensnormen (Silas).  Ebenso ist Dhamma (Sanskrit “Dharma”), ursprünglich aus dem Hinduismus übernommen, ein Überbegriff für “Daseinserscheinung” und  “kosmisches Naturgesetz”.

(***) Darüber hinaus  beschreibt der Buddha noch mehrere Arten des Leidens, zum Beispiel:
- “Die verborgenen Leiden” (paticchanna-dukkha)
- “Die offensichtlichen Leiden” (pākata-dukkha) und
- “Die nicht offensichtlichen Leiden” (apākata-dukkha)
u. a. m.


Leiden:
Dukkha ist unvermeidbar.   Dukkha ist überwindbar.”


 


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